Mittwoch, 6. März 2013

Nachbarschafts-Talk

Hilfe die Roten kommen. Da sin einem sogar die Düsseldorfer lieber - neulich ein Gespräch mit der Nachbarin.



Als ich heute von meinem Hausarzt kam, traf ich vor der Haustür unsere Nachbarin Frau W. Frau W. ist schon seit einigen Jahren Witwe, was sie einem immer wieder aufs neue erzählt (60 Johr wore mer verheiratet, an minger Hand isser gestorben). Generell kann man festhalten, dass W. sehr kommunikativ ist.

„Kindchen, woren se bei dem Arzt hee?“
„Ja, da war ich, sehr sympathisch.“
„Nä, nä, zu dem jon isch nit. Sie wissen schon, dat der Kommunist ist?“
„Kommunist?“
„Ja, de hät sogar e Manifest jeschrieben.“
„Wirklich?“
„Sischer“
„Oh darüber haben wir uns jetzt nicht unterhalten.“
„Naja, vielleicht ist der als Arzt ganz gut, aber Kommunist, nä nä zu dem jon isch nit. Ich jon hee zu dem Internisten. Der ist zwar Düsseldorfer. Äver e Düsseldorfer ist mir leever als en Kommunist.“

Um von diesem roten Thema abzulenken, fragte ich, ob man im Vorgarten etwas pflanzen dürfe, oder wie das geregelt sei.

„Hörens up, der Vorgarten da jehört dem Türken, da ham se nur Ärger, lassen sie dat besser sin. Janz komischer Typ. Lebt seit 20 Johren hee und rotzt jeden Tag von seinem Balkon in den Garten.“
„Ok, dann lass ich das Mal mit dem pflanzen bleiben.“
„Ja, ja besser ist dat. Janz komischer Typ, nachdem mein Mann jestorben war, hat der misch doch tatsächlich zu sich einjeladen und wollte misch massieren, sach ich zu dem ‚Pas op do, kannst ja kaum laufen, am Ende massiere isch disch und rauch‘ disch in de Pief.‘, äver vielleicht macht man das so in der Türkei….“

Inzwischen fühlte ich mich doch etwas unwohl dabei, in welche Richtung sich das Gespräch entwickelte und verabschiedete mich von Frau W. 

Das Kommunistengerede erinnerte mich an eine Unterhaltung mit einem kroatischen Freund, der mich aufklärte, dass man Kroaten unter gar keinen Umständen mit „Zdravo“ (vergleichbar mit „Hallo“ oder dem russischen „prived“) begrüßen dürfe: „Weil dann halten sie dich für eine Kommunistin oder Serbin, im schlimmsten Fall beides auf einmal“, beendete mein Kumpel seinen Vortrag.

In dem Sinne, Genossen und Genossinnen:


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen